Milchexporte im 1. Halbjahr trotz Corona besser als erwartet

Deutsche Exporte an Milchprodukten im 1. Halbjahr 2020 (in Tonnen)Vergrößern BildHerunterladen
Es ist so weit: Die Halbjahresergebnisse für den Außenhandel liegen vor. In diesem Jahr mit größerer Spannung erwartet, um die Effekte der Corona-Krise messbar zu machen.
Die gute Nachricht zuerst: Die Exportmengen einiger wichtiger Produkte wie Käse, Milchmischgetränke, Butter und Molkenprodukte konnten das Vorjahresergebnis zum Teil erheblich toppen. Käse erzielte immerhin ein Plus von 2,4 Prozent, Butter sogar eine Steigerung von 20 Prozent.


Im Gesamtbild ist die Beliebtheit des deutschen Käses erfreulich: Fast 650.000 Tonnen sind außerhalb der deutschen Grenze abgesetzt worden. In den beiden Vorjahren waren es etwa 630.000 Tonnen. Dabei haben Drittländer für einen ordentlichen Schub gesorgt und fragten jetzt fast 10 Prozent mehr nach als im Vorjahr. Das sind mittlerweile 112.400 Tonnen Käse, die die EU aus Deutschland heraus verlassen. In Nordafrika fragten insbesondere Algerien (2.000 Tonnen) und Libyen (2.800 Tonnen) deutschen Käse nach, während sich Südafrika (-49Prozent) bedeckt hielt. Auch Chile hat dieses Jahr bisher mit einer Menge von knapp 4.200 Tonnen rund 10 Prozent weniger geordert. Allerdings ist das Land in diesem Jahr auch sehr mit inneren politischen Auseinandersetzungen beschäftigt.

Der Butterabsatz insgesamt erreichte im Betrachtungszeitraum sehr gute Ausfuhrmengen. In den Vormonaten war das Plus zum Vorjahr mitunter sogar noch größer. Aktuell wurden rund 76.000 Tonnen Butter exportiert, was praktisch dem Ergebnis aus den beiden sehr guten Jahren 2015 (76.600 Tonnen) und 2016 (77.700 Tonnen) entspricht. Die EU-Nachbarn haben mit 67.500 Tonnen erheblich mehr (+18 Prozent) als im Vorjahr bestellt. Saudi-Arabien hat in diesem Jahr offenbar besonderen Bedarf und erhöhte die Menge um rund 900 Tonnen. Allerdings bewegt Saudi-Arabien mit derzeit 1.100 Tonnen auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau, ist aber wichtigster Drittlandspartner. Südkorea erhöhte die Einfuhrmengen an deutscher Butter von 430 Tonnen auf 870 Tonnen, sowie das Vereinigte Königreich (+13 Prozent/ 584 Tonnen). Im Gegensatz dazu Japan, hier gingen die Mengen von 1.100 auf knapp unter 500 Tonnen zurück.

Auch Molkenpulver bleibt mit 166.000 Tonnen rund 10.000 Tonnen über dem Vorjahr. Zum einen gingen erhebliche Mengen mehr in die Niederlande (16.000 Tonnen), zum anderen hat auch China wieder mehr Interesse gezeigt. Für Molkenkonzentrat, das eigentlich nur mit Nachbarländern in der EU gehandelt wird, weist die Statistik ein Plus von 20.000 Tonnen aus.

In anderen Produktsegmenten zeigt sich dagegen ein geteiltes Bild.
So gingen die Ausfuhren von Milch und Rahm in Kleinpackungen in die EU-Nachbarstaaten um 30 Prozent zurück, gleichzeitig wurde außerhalb der EU 15 Prozent mehr abgesetzt. Bemerkenswert sind die um 22 Prozent gestiegenen Ausfuhren von Trinkmilch nach China (157.800 Tonnen), obwohl es im Kontext der Corona-Pandemie zu deutlichen logistischen Problemen gekommen war. Das Handelsdefizit für diese Kategorie insgesamt beläuft sich in Summe auf 8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die rückläufige EU-Nachfrage bei Trinkmilch ist aber keinesfalls ein Corona-bedingtes Ergebnis. Schon seit mehreren Jahren sind die Mengen, insbesondere nach Frankreich, den Niederlanden und Italien, stark rückläufig. Dieser Trend hat sich in diesem Jahr fortgesetzt. Eine Rolle spielt hier sicher die Herkunftskennzeichnung, die von einigen Mitgliedstaaten patriotisch gehandhabt wird, während Deutschland weiterhin auf die EU-Herkunft setzt.
Allerdings haben in diesem Jahr auch die Ausfuhren von Tankmilch in die EU-Nachbarstaaten (-7,6 Prozent) deutlich abgenommen, u.a. nach Italien (-20 Prozent). Stabil blieben die Tankmilchausfuhren in die Niederlande und Dänemark fragte 40 Prozent mehr nach, blieb aber unter 40.000 Tonnen.

Auch für deutsche Kondensmilch (ungezuckert) lief es nicht so gut: 5 Prozent weniger Absatzmenge in der EU und 37 Prozent weniger in Drittländern führten dazu, dass das Vorjahresergebnis insgesamt um rund 20.000 Tonnen (-13,7 Prozent) verfehlt wurde. Das Volumen in Drittländern macht ca. ein Fünftel der gesamten Menge aus. In der EU war es vor allem Portugal, das noch schlechtere Zahlen verhindert hat. Mit 32.000 Tonnen wurden dorthin 6.500 Tonnen mehr als im ersten Halbjahr 2019 geliefert. Der asiatische Raum blieb mit 11.000 Tonnen ca. 4 Prozent hinter dem Vorjahr zurück, was aber ein deutlich besseres Ergebnis ist als noch in den Vormonaten dieses Jahres. Kumuliert in den ersten drei Monaten belief sich der Rückgang auf knapp 36 Prozent. Da wäre es erfreulich, wenn die Tendenz bis zum Jahresende derart positiv bliebe.

Magermilchpulver wurde bislang nicht in dem Maße nachgefragt wie im ersten Halbjahr 2019. Auch wenn sich der Rückstand in den letzten Monaten ebenfalls verringerte, wurden bisher rund 30.000 Tonnen weniger aus Deutschland ausgeführt. Mit rund 190.000 Tonnen ist das Halbjahresergebnis von 2015 (187.000 Tonnen) erreicht. In den letzten drei Jahren überschritten die ausgeführten Mengen immer die Linie von 200.000 Tonnen, nicht zuletzt durch hohe Produktionsmengen und den Abbau von Beständen aus der Intervention.

Ausblick
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die deutschen Molkereien und ihre Handelspartner vor große Herausforderungen gestellt. Umso mehr gebührt ihnen große Anerkennung, dass die Milch der Erzeuger abgeholt, verarbeitet und schließlich auch vermarktet werden konnte. Der internationale Handel mit Milchprodukten ist trotz der massiven negativen ökonomischen Effekte weitgehend stabil geblieben und die Molkereien haben ihren Teil zur Versorgungssicherheit der Menschen mit hochwertigen Lebensmitteln beigetragen. Jedoch mussten Produkte durch den Wegfall der Foodservice-Kunden im In- und Ausland günstiger verkauft werden als noch vor einem Jahr. Der Wettbewerb zwischen Molkereien ist und bleibt auch in der Coronakrise hart. Unter dem Strich konnten die Milchmengen aus Deutschland zwar dank des starken Absatzes in Drittländern insgesamt gut bewältigt werden, aber in der Kasse der Molkereien ist leider deutlich weniger geblieben. Das spiegeln auch die niedrigeren Auszahlungspreise der deutschen Molkereien wider.
Die Pandemie ist nicht beendet und wird auch weiter die globalen Warenströme beeinflussen. Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, zunehmender Zahlungsrisiken im Exportgeschäft sowie bedingt durch die schwache Währungsrelation zum Dollar und niedrigen Ölpreisen bleibt die Situation für die Molkereiwirtschaft auf absehbare Zeit schwierig.

Stand: 25.08.2020